Spielen macht stark

Format D

Marl geht APP

Alle Abbildungen © Verein für Jugendheime e.V.

Steckbrief des Bündnisses

Kinder entdecken ihre Stadt mithilfe einer App und machen auf Wünsche und Missstände aufmerksam

Kinder müssen bei städtebaulichen Maßnahmen befragt und beteiligt werden, so hat es der Kinder- und Jugendhilfeausschuss in Marl festgelegt und als Ratsbeschluss festgehalten. Doch wie wirksam sind diese Befragungen wirklich oder gibt es vielleicht schon einen fertigen Plan in der Schublade? 

Mit dem Projekt des Spielmobils MaKi-Mobil in Marl wollten die Bündnispartner*innen schon vor der kurzfristigen Befragung ansetzen. Kinder und Jugendliche erkundeten hier auf selbstständige und spielerische Weise die Bildungs- und Kulturorte in ihrem sozialräumlichen Umfeld. 

Ausgehend von den Stadtteilbüros und den Standorten des MaKi-Mobils ging es für Marler Kinder und Jugendliche mit der App #Stadtsache auf Entdeckungstour in ihren Stadtteil und das ganze Marler Stadtgebiet. Mithilfe der App funktioniert dies sehr niederschwellig und barrierearm. Teilnehmer*innen müssen weder lesen noch schreiben können. Sie fotografieren etwas, das ihnen gefällt, oder etwas, das in ihren Augen verändert bzw. verbessert werden sollte. Dann wird es kreativ: Sie malen, sprechen oder schreiben ihre Belange auf.  


Die Fragen, zu denen die Kinder Fotos in der App sammelten, wurden in den Kindergruppen der AWO und dem LWL JHZ festgelegt. Kinder äußerten genau, was sie im Alltag beschäftigt:  

#Sicherheit 

Wo ist der Straßenverkehr gefährlich?  
Fotografiere und zeichne fehlende Kreisverkehre, Ampeln, Zebrastreifen, Bushäuschen und Laternen ein.  

Der Straßenverkehr ist für Marler Kinder ein wichtiges und sensibles Thema. Viele haben Erfahrungsberichte mit uns geteilt und einige Stellen, an denen es in der Vergangenheit gefährlich wurde, dokumentiert. Doch auch gut geregelte Straßen und Fahrradwege wurden hervorgehoben und als Beispiele für andere Verkehrssituationen genannt.  

Besonders wichtig ist aus Sicht der Kinder die sichere Überquerung einer Straße. Dies ist oft in 30er-Zonen nicht ganz so einfach, da die vorgegebene Geschwindigkeit nur selten eingehalten wird. Ein Zebrastreifen wäre hier der Lösungsvorschlag der Kinder. Dieser ist jedoch auch sehr teuer. Eine andere Lösungsidee waren Piktogramme, die auf Kinder als Teilnehmende am Straßenverkehr aufmerksam machen. Auch kaputte Geh- und Fahrradwege wurden dokumentiert – mit dem Wunsch auf Ausbesserung oder Erneuerung. 

#Freizeitorte 

Fotografiere Sportplätze, Spielplätze und Orte, an denen du dich gern aufhältst. Wenn dir etwas fehlt, zeichne es ins Bild.

Bei der Erkundung von Freizeitorten haben die Kinder Spielplätze, Wiesen, Wälder und Orte in ihrer unmittelbaren Umgebung fotografiert.  

Besonders die offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen wurden positiv erwähnt. Auch viele Spielplätze wurden von den Stadtentdecker*innen als positiv bewertet. Dennoch fehlen oft Bänke, auf denen man sich nach oder zwischen dem Spielen ausruhen kann. Wenn doch welche vorhanden sind, sind diese oft morsch oder kaputt. 

#Sauberkeit  

Was könnte man zum Thema Sauberkeit in deinem Stadtteil verändern? 
Was könnte helfen? 

Eine saubere Stadt war eine Herzensangelegenheit, denn dort kann man sich auch richtig wohlfühlen.  

Hier ist den Stadtentdecker*innen Folgendes aufgefallen: 
· fehlende oder überfüllte Mülleimer 
· beschmierte Wände, Mülleimer und Stromkästen  
· Sperrmüll, der über Wochen in den Siedlungen herumliegt  
· Einkaufswagen, die vom Supermarkt mitgenommen
und nicht zurückgebracht werden 
· Hundekot, der auf Grün- und Spielflächen einfach liegen gelassen wird 

#WünschDirWas 

Wenn ich Bürgermeister*in von Marl wäre, würde ich auf jeden Fall Folgendes verbessern. 
Hier kannst du malen, schreiben, fotografieren, was immer du dir in Marl wünschst. 

An diesem Punkt waren den Teilnehmer*innen keine Grenzen gesetzt, ganz nach dem Motto „Die Gedanken sind frei“ gab es keine Vorgaben.  

Hier sollten die Stadtentdecker*innen die Möglichkeit haben, frei zu dokumentieren, was sie sich in ihrer Stadt wünschen. Die Ideen waren teils utopisch, doch einige Ideen können als Anregung zur Gestaltung neuer Spielflächen genutzt, für den Umweltschutz aufgegriffen und für die Gestaltung des Straßenverkehrs berücksichtigt werden. 

#Standort MaKi-Mobil 

Wo sollte deiner Meinung nach das Maki-Mobil stehen?  
Wichtig ist, dass das MaKi-Mobil genügend Platz hat und ihr genügend Spielfläche.   

Kinder sollen mitentscheiden, wo das Spielmobil in ihrer Stadt einmal pro Woche halten soll. Die Kinder sind deshalb durch ihren Stadtteil gelaufen und haben mögliche Flächen für das Spielmobil gesucht. Die Vorgaben hier waren sehr offen gehalten: genug Platz zum Spielen und eine breite Auffahrt für das Fahrzeug.  

Es wurden viele geeignete Flächen entdeckt. Auch einige Orte, an denen das MaKi-Mobil bereits steht, sollen weiterhin angefahren werden.  


Vom Wunsch zur Umsetzung

Diese Fragen wurden stadtteilübergreifend von allen Teilnehmer*innen behandelt.  
Durch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Marl standen uns viele Türen offen. Da Partizipation unserer Meinung nach nur gut funktionieren kann, wenn die beteiligten Personen auch ein schnelles Ergebnis sehen, wurde versucht, einige der Wünsche noch an Ort und Stelle umzusetzen.  

Teilnehmende haben Mülleimer bunt verziert, damit diese besser gesehen werden. Fehlende Straßenmarkierungen wurden mit dauerhafter Farbe mit Schablone auf die Straßen aufgetragen und über rechte Schmierereien wurden Graffitis gesprüht.  
So konnte für alle erfahrbar gemacht werden, dass ihre Stimme zählt und ihre Wünsche Ort gehört werden.  

Vorschläge, die nicht in Eigenregie umgesetzt werden konnten, wurden von den Kindern selbst im Kinder- und Jugendhilfeausschuss der Stadt Marl präsentiert und sie bekamen das Versprechen, dass ihre Wünsche, Anregungen und Bemerkungen umgesetzt werden.  
Die Ergebnispräsentation wurde noch im Städtebauausschuss vorgestellt und auch hier wird nun nach Lösungen gesucht, um den Belangen der Kinder gerecht zu werden.  
Erfolge sind zum jetzigen Stand schon auf verschiedenen Spielplätzen zu sehen, auf denen Sitzgelegenheiten, Mülleimer und kaputte Spielgeräte ausgetauscht wurden. 

Das Projekt „Marl geht App“ wurde wöchentlich in zwei verschiedenen Varianten angeboten. 

Variante 1:
Man konnte am wöchentlichen Angebot der Stadtteilbüros teilnehmen.  
In jedem Marler Stadtteil befindet sich ein Büro, von dem aus die Streifzüge starteten. Hier waren die Kinder in einer festen Gruppe, dadurch konnten die Projekttage aufeinander aufbauend gestaltet werden. 

Variante 2:
Die Projekttage, die von den Standorten des MaKi-Mobils ausgingen, waren so aufgebaut, dass jedes Kind einmalig eine Runde durch den Stadtteil ziehen konnte und so seine Wünsche und Forderungen äußern konnte. Kinder, denen es gut gefallen hat, wurden auf das Angebot der Stadtteilbüros aufmerksam gemacht.  

Das Projekt startete in den Osterferien 2021 mit der Vorstellung der App in den Kindergruppen der Stadtteilbüros. Im Anschluss wurde das Projekt in den beiden oben beschriebenen Varianten durchgeführt. 

Für die Projekte benötigte man mobile Endgeräte wie ein Smartphone oder ein Tablet mit Internetzugang (mobile Daten). Zudem haben wir auch mit dem Workbook zur App gearbeitet und uns davon inspirieren lassen (Anke M. Leitzgen / Anne Lachmuth, Jetzt entdecke ich meine Stadt, Beltz & Gelberg). 

In den Herbstferien fanden dann die Abschlussaktionen in allen Stadtteilen mit der Umsetzung der Maßnahmen durch die Kinder statt. Insgesamt wurde dieses Projekt über sieben Monate angeboten.  


Das Projekt war für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 21 Jahre geplant, jedoch konnten wir überwiegend Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren ansprechen.  
Durch dieses Projekt konnten die Kinder erleben, wie sie die eigene Stadt und den eigenen Stadtteil mitgestalten können. Ihre Stimmen (Wünsche, Anregungen und Anliegen) werden gehört, ernst genommen und umgesetzt. Durch diese spürbare Partizipation erhoffen wir uns, dass sich Kinder weiterhin engagieren und sich bei Entscheidungen, die sie betreffen, einbringen. Des Weiteren erhoffen wir uns durch die breite Öffentlichkeitsarbeit, dass Kinder bei diesen Entscheidungen nicht vergessen werden und ihre Beteiligung so noch größer und präsenter wird!   

Luisa Müller 
Einrichtungsleitung MaKi-Mobil, Verein für Jugendheime e. V. 

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